"Lass dein Kind mal auf ADHS testen"
Der Ratschlag „Lass dein Kind mal auf ADHS testen“ klingt zwar logisch, ist aber medizinisch nicht korrekt, weil es keinen einfachen Test gibt, der ADHS zuverlässig feststellt oder ausschließt – so wie ein Bluttest für eine Infektion.
Warum ist die ADHS-Diagnostik komplizierter?
1. ADHS ist eine komplexe Diagnose: Es geht nicht nur darum, ob ein Kind unruhig ist oder sich schlecht konzentrieren kann. ADHS hat viele Gesichter und kann leicht mit anderen Problemen verwechselt werden (z. B. Schlafmangel, Stress, familiäre Belastungen, Hochbegabung oder emotionale Schwierigkeiten).
2. Ein „Test“ reicht nicht aus: Eine seriöse ADHS-Diagnose braucht eine ausführliche Untersuchung. Dazu gehören detaillierte Gespräche mit Eltern und Kind, die Analyse der Entwicklungsgeschichte und die Berücksichtigung von Zeugnissen und Berichten von Lehrern.
3. Viele Kinder sind manchmal unaufmerksam oder hibbelig: Das bedeutet nicht automatisch ADHS. Würde man jedes lebhafte Kind „testen“, könnten viele eine falsche Diagnose bekommen – und damit auch eine falsche Behandlung.
Was ist der bessere Ansatz?
Wenn Eltern sich Sorgen machen, ob ihr Kind Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit oder Impulsivität hat, sollten sie nicht nach einem „Test“ fragen, sondern einen erfahrenen Arzt oder Psychiater aufsuchen, der eine umfassende Einschätzung vornehmen kann. Nur so kann man sicherstellen, dass das Kind die richtige Unterstützung bekommt – egal, ob es ADHS ist oder etwas anderes. Im Zusammenhang mit einer Diagnostik können auch psychologische Tests sinnvoll sein (z. B. zur Erfassung der schulbezogenen Intelligenz). Das Ergebnis dieser Tests muss jedoch immer in Verbindung mit den anderen Untersuchungsergebnissen gesehen werden und darf nicht allein eine Diagnose begründen.